CfP: Christliches populäres Liedgut als Gegenstand kirchlicher und theologischer Kontroversen (1870er–1910er / 1950er–1980er Jahre) (5.-7.11.2026, Universität Siegen) Deadline: 15.02.2026
CfP Konferenz „Christliches populäres Liedgut als Gegenstand kirchlicher und theologischer Kontroversen (1870er–1910er / 1950er–1980er Jahre)“
Universität Siegen, 5.-7.11.2026
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Bei dieser Konferenz handelt es sich um eine Aktivität im Rahmen des Siegener SFB 1472 „Transformationen des Populären“, der sich in seiner zweiten Förderphase auf Formen problematischer Popularität fokussiert. Auch im Raum protestantischer Kirchen lassen sich seit dem 19. Jahrhundert Formen des Populären – Laieninitiativen, die sich in Erweckungsbewegungen und Freikirchengründungen formierten – beobachten, die von den traditionellen Kirchen vielfach als problematisch, da konkurrierend wahrgenommen wurden. Ein zentrales Feld daraus resultierender Kontroversen und Konflikte war der sich vollziehende Einzug populären christlichen Liedguts dieser Provenienz in die etablierten Kirchen. Christliches populäres Liedgut brachte andere Ausdrucksformen von Frömmigkeit, veränderte theologische Schwerpunkte, stammte von anderen Akteur:innen als traditionelles Liedgut und zielte teils auch auf andere Rezipient:innen.
Die geplante Konferenz nimmt Kontroversen und Konflikte in den Blick, die sich mit der Einwanderung christlichen populären Liedguts – von Camp-Meeting-Revival-Songs, Geistlichen Volksliedern, Missions-, Sonntagsschul-, Heils- und Evangeliumsliedern (einschließlich Gospel und Spiritual), Neuen Geistlichen Liedern, Christian Pop bzw. Sacropop bis hin zu Lobpreisliedern (‚Worship‘) – in die etablierten Kirchen verbanden. Dabei werden zwei Schlüsselzeiträume fokussiert: von den 1870er bis 1910er sowie von den 1950er bis 1980er Jahren. Thematisiert werden sollen ebenso strukturelle Parallelen, z.B. in den Auseinandersetzungen um englischsprachiges Liedgut, wie explizite Wiederaufnahmen von Debatten des ausgehenden 19. um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Zu unterscheiden sein werden Versuche einer Indienstnahme des Populären in Gestalt christlicher Lieder für die Stärkung der traditionellen Rolle der Institution Kirche von kirchlicherseits nicht gewollten und nicht beeinflussbaren laientheologischen ‚Selbstermündigungen‘ in Gestalt der Verbreitung populärer Lieder.
Die Beiträge der Konferenz sollen exemplarisch folgenden Fragen nachgehen:
Wie veränderten sich Repertoires und Rubrizierungen in landes- und freikirchlichen Gesangbüchern und Liederbüchern im Zuge der Rezeption christlichen populären Liedguts? Was wurde von wem wie rezipiert – auch transnational und jahrhundertübergreifend – und was nicht oder nur zeitweise? Inwiefern führten diese Prozesse zu Konflikten?
Inwiefern implizierte die Integration christlichen populären Liedguts in kirchliche Liedrepertoires eine Veränderung von Frömmigkeitskulturen, Theologien und spirituellen Ästhetiken in den Kirchen? Inwiefern führte dies zu Konflikten?
Inwiefern spielte im Zuge von Kontroversen um christliches populäres Liedgut die Frage nach dem Profil (sozial, Geschlecht, Herkunft, Denomination) maßgeblicher Akteur:innen der Produktion und Publikation christlichen populären Liedguts wie auch dessen Rezipient:innen eine Rolle? Inwiefern kann man von tatsächlichen Einflüssen auf das Gemeinschaftsgefüge von Gemeinden und Kirchen ausgehen? - Inwiefern implizierten Transfers christlichen populären Liedguts politische Konflikte (z.B. Nationalismus um 1900; deutsch-deutsche Transfers ab den 1950er Jahren) und wie verhielten sich die Akteur:innen der Liedproduktion und die Kirchen dazu?
Welche Rolle spielten in den Aushandlungsprozessen um die Rezeption christlichen populären Liedguts Verlage und Rundfunkanstalten?
Die Konferenz soll auf diese Weise einen Beitrag leisten zu der Frage, inwieweit eine Tendenz der Kirchen erkennbar ist, auf das Populäre in Gestalt christlichen populären Liedguts partizipativ-akkommodierend zu reagieren und inwieweit nicht, und welche Konsequenzen das eine oder andere für die Kirchen hatte. Dies impliziert die strukturelle Frage nach Parallelen zwischen kirchlichen Reaktionen auf die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts und die evangelikalen bzw. charismatischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts.
Sie sind herzlich eingeladen, einen Beitrag für diese Konferenz vorzubereiten. Konferenzsprachen werden Deutsch und Englisch sein. Bitte senden Sie uns bis zum 15. Februar 2026 den Titel und ein Exposé in deutscher oder englischer Sprache (1.500 Zeichen) zu.
Kontakt: albrecht-birkner[at]evantheo.uni-siegen[dot]de