Nachbericht: 10. IASPM D-A-CH Collegium Musicum Populare, Universität Paderborn

10. IASPM D-A-CH Collegium Musicum Populare, Universität Paderborn

Ein Nachbericht von Raphael Börger und Pascal Rudolph, September 2025

Zum zehnten Mal fand vom 25. bis 26. Juli 2025 das alljährliche Collegium Musicum Populare statt – ein Jubiläum! IASPM D-A-CH und die Hosts Joshua Wick, Christoph Jacke und Beate Flath luden in die Universität Paderborn ein. Es kamen Forschende der Popular Music Studies zusammen, um sich über aktuelle Forschungsprojekte auszutauschen. Vom Vorstand und Beirat nahmen darüber hinaus Pascal Rudolph (Universität zu Köln & Hochschule für Musik Nürnberg / General Secretary), Raphael Börger (Universität Potsdam / National Representative Germany), Bernhard Achhorner (Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik / National Representative Austria), Hannah Guntermann (Humboldt-Universität zu Berlin / studentisches Mitglied im Beirat) teil und moderierten die verschiedenen Beiträge.

Gruppenfoto CMP Paderborn 2025

Gruppenfoto CMP 2025

Die vielfältigen Themen stammten in diesem Jahr von Studierenden und Promovierenden. Es startete Teresa Becker (HMTM Hannover) mit einer Vorstellung ihres Forschungsprojekts zu Konzerten als Katalysator und strategisches Element für nachhaltige Entwicklungen. Im zweiten Vortrag analysierte Tristan Eissing (TU Braunschweig) die Darstellung von Drogenkonsum im Deutschrap aus Perspektive der Suchtforschung. Nach einer Kaffeepause näherte sich Benjamin Sturm (Universität Münster & Universität Osnabrück) dem »Bristol Sound« mit einem musiksoziologischen und semiotischen Ansatz. Anna Blaich (Universität Paderborn) gab sodann einen Einblick in den theoretischen und analytischen Rahmen ihrer Dissertation zur kulturpolitischen Positionierung der Popmusik am Beispiel des Förderprogramms »Neustart Kultur«. Zwischendurch gab die Mittagspause Zeit für Stärkung. Gleich danach ging es mit Hannah Guntermann (Humboldt-Universität zu Berlin) weiter, die Ihre geplante Masterarbeit zur Biosonifikation von Pilzen vorstellte. Der letzte Vortrag des ersten Tags stammte von Philip Kersting (Universität Paderborn), der sich in seiner Doktorarbeit mit der Frage befasst, wie Musiker*innen als Musikmarke definiert werden können.

Im letzten Block des Tages leiteten Pascal Rudolph und Raphael Börger einen Workshop, in dem sich die Teilnehmer*innen über verschiedene Aspekte einer wissenschaftlichen Laufbahn in den Popular Music Studies austauschten. Dabei wurden vor allem die Themenkomplexe Finanzieren, Promovieren, Publizieren und Vernetzen besprochen. Die regen Diskussionen wurden am Abend bei einem Getränk fortgeführt.

Den zweiten Tag eröffnete Antonia Kunze (Universität Freiburg) mit der Vorstellung ihres Projekts zu populärer Musik- und Kulturproduktionszusammenhängen in der DDR. Lucas Auradniczek (Max-Weber-Kolleg Erfurt) stellte in seinem Beitrag Gedanken zu einem Dissertationsprojekt zur Entfremdung in der Popmusik unter Berücksichtigung der Resonanztheorie Rosa’scher Prägung vor. Ausgehend von einem Projekt der Library of Congress zur Erfassung und Archivierung populärer Musik und Klänge stellte Ruprecht Langer (Deutsche Nationalbibliothek) Pläne zu einem Projekt der Deutschen Nationalbibliothek zur Diskussion. Wie ein Brückenschlag zwischen der Depressionsforschung und der Musikvideoanalyse gelingen könnte, erprobte Johann Pibert in seiner Betrachtung des Sängers Isak Danielson.

Am zweiten Tag schloss ein offener Austausch über Möglichkeiten und Verbesserungspotenziale des CMPs das Programm ab. Besonders hervorgehoben wurden dabei der Bedarf und die Einführung des Maria-Hanáček-Coachings als eine Form des »vertikalen«, intergenerationalen Austauschs. In der anschließenden Feedback-Runde erhielten sowohl das Format und der Workshop als auch die kollegiale, hierarchiearme Atmosphäre viel positive Rückmeldung

Wir bedanken uns für die tolle Organisation dieses zehnjährigen CMP-Jubiläums bei unseren Hosts: Joshua Wick, Beate Flath und Christoph Jacke! Wir freuen uns bereits auf die nächsten CMPs!

Impressionen der Teilnehmenden

»Der CMP bot eine sehr produktive und wertschätzende Arbeitsatmosphäre, die verschiedene wissenschaftliche Blickwinkel und die Interdisziplinarität der Fachrichtung gezeigt hat und dadurch eine Erweiterung meiner eigenen Forschungsperspektiven angeregt hat.«
(Antonia Kunze, Universität Freiburg)

»Ich habe mein Masterarbeitsthema vorgestellt und fand den CMP sehr hilfreich, um dazu nochmals Feedback zu bekommen – vor allem auch von Personen. die schon einen Schritt weiter sind. Ich kann es jeder und jedem empfehlen, auch wenn man erst an der Masterarbeit oder vielleicht sogar Bachelorarbeit sitzt, am CMP teilzunehmen. Hier kann man sehr gutes und vor allem wertschätzendes Feedback in einem safer space bekommen.«
(Hannah Guntermann, Humboldt-Universität zu Berlin)

»Der CMP bot eine tolle Möglichkeit, sich in einem offenen und positiven Raum auszutauschen und die ganzen verschiedenen Projekte und Ansätze kennenzulernen. Da nehme ich ganz viel mit für meinen weiteren Weg. Auch den Workshop fand ich sehr produktiv und freue mich auf die Ausgabe im nächsten Jahr.«
(Lennart Hanke, Universität Paderborn)

»Ich bin zum zweiten Mal dabei und halte den CMP für eine sehr gute Gelegenheit, sich zu vernetzen – und zwar horizontal und vertikal. Es herrscht hier eine sehr gute Kultur, das heißt für mich, dass man sich sehr wohlfühlt und einen safer space hat, in dem man direkt nachfragen und viele Inspirationen für den eigenen Karriereweg mitnehmen kann.«
(Johann Pibert)

»Ich fand den CMP sehr inspirierend, habe ganz viele Literaturtipps bekommen und viele Ideen für meine Masterarbeit gesammelt – vielleicht auch für eine Zukunft danach. Gerade der Early-Career-Workshop war für mich super, um mehr über die Möglichkeiten nach dem Studium zu erfahren und zu hören, was andere erlebt und getan haben. Ich bin super happy, dass ich dabei war. Auch wenn ich nichts vorgetragen habe, habe ich sehr viel gelernt.«
(Alyssia Schröder, Universität Paderborn)

Programm

Freitag, 25. Juli 2025

10:00-10:30:       Begrüßung und Vorstellungsrunde

10:30-11:15:       Teresa Becker:
Live-Konzerte als Katalysator und strategisches Element für nachhaltige Entwicklung. Eine Qualitative Untersuchung der Potentiale von Live-Konzerten für eine ökologische-nachhaltige Sozialisation von jungen Menschen.

11:15-12:00:       Tristan Eissing:
„Ich rauch’ ’ne Tüte, popp’ ’ne Xanny und die Sorgen hauen ab“ Substanzkonsumgründe und Substanzkonsum als Bewältigungsstrategie im Deutschrap

12:00-12:30:       Kaffeepause

12:30-13:15:       Benjamin Sturm:
Der »Bristol Sound« als System ›distinktiver Zeichen‹? Entwurf einer musiksoziologischen Theorie zur Analyse von Sound in populärer Musik

13:15-14:00:       Anna Blaich:
NEUSTART Kultur: Eine Situationsanalyse der kulturpolitischen Willensbildung im Feld der Popmusik

14:00-15:00:       Mittagspause

15:00-15:45:       Hannah Guntermann:
Musik, Nicht-Menschliche Lebewesen und Lebendigkeit: Kann ein Pilz als musikalisch wahrgenommen werden?

15:45-16:30        Philip Kersting:
Musiker:innen als Marke: zwischen Musik und Marktbearbeitung

16:30-17:00:       Kaffeepause

17:00–18:30       Workshop: Karrierewege in den Popular Music Studies

19:30:                Gemeinsames Abendessen

Samstag, 26. Juli 2025

09:00-09:45:       Antonia Kunze:
Popmusik im Mediensystem der DDR aus produktionsanalytischer Perspektive

09:45-10:30:       Lucas Auradniczek:
Populäre Musik und Entfremdung. Forschung im Kontext der Weltbeziehungssoziologie nach Hartmut Rosa

10:30-11:00:       Kaffeepause

11:00-11:45:       Ruprecht Langer:
Ein National Recording Registry für Deutschland? Wie einpartizipatives Prestige-Projekt für die Popmusik entstehen soll

11:45-12:30:       Johann Pibert:
Audiovisualität der Depression in Isak Danielsons Musikvideo-OEuvre aus musik- und filmpsychologischer Perspektive

12:30-13:15:       Ausklang/Feedback

CMP, CMP 2025Helene Heuser